Die Ära der extrem niedrigen Zinsen ist vorbei, und mit ihr verändern sich die Bedingungen für den Private Equity-Markt fundamental. Jahrelang konnten Investoren von günstigen Finanzierungen profitieren, die hohe Kaufpreise und aggressive Wachstumsstrategien ermöglichten. Nun jedoch steigen die Kapitalbeschaffungskosten, was sich direkt auf Unternehmensbewertungen, Transaktionsvolumen und Finanzierungsmodelle auswirkt. Während einige Marktteilnehmer vorsichtiger agieren, sehen andere in dieser Umbruchphase neue Chancen.
Die Nordstein AG analysiert, welche Anpassungen sich für Private Equity-Fonds in der Schweiz abzeichnen und warum trotz steigender Finanzierungskosten weiterhin attraktive Renditen möglich sind.
Steigende Zinsen verändern die Spielregeln
In den letzten Jahren basierten viele Private Equity-Deals auf einem hohen Fremdkapitaleinsatz. Günstige Kredite erlaubten es, Unternehmen mit relativ wenig Eigenkapital zu übernehmen und über eine optimierte Kapitalstruktur hohe Renditen zu erzielen. Doch mit dem Anstieg der Zinsen hat sich dieses Modell grundlegend verändert.
Die Finanzierungskosten steigen, was sich unmittelbar auf die Kaufpreise auswirkt. Viele Unternehmen, die noch vor wenigen Jahren zu hohen Bewertungen verkauft wurden, müssen sich nun auf niedrigere Multiplikatoren einstellen. Verkäufer, die nicht unter Druck stehen, neigen dazu, den Exit zu verschieben, in der Hoffnung auf bessere Marktbedingungen in den kommenden Jahren. Dies führt zu einem langsameren Transaktionsmarkt, in dem Investoren selektiver agieren müssen, um attraktive Gelegenheiten zu identifizieren.
Gleichzeitig führt die Zinswende dazu, dass Investoren höhere Eigenkapitalquoten einbringen müssen, um die Finanzierungskosten zu senken. Wo früher hohe Fremdfinanzierungsquoten möglich waren, setzen Private Equity-Fonds heute zunehmend auf alternative Finanzierungsformen wie Mezzanine-Kapital oder Private Debt. Diese Instrumente helfen, Transaktionen weiterhin attraktiv zu gestalten, auch wenn traditionelle Bankfinanzierungen teurer geworden sind.
Welche Strategien Investoren jetzt verfolgen
Die veränderten Marktbedingungen erfordern eine Neuausrichtung der Investmentstrategien. Besonders attraktiv bleiben Unternehmen mit stabilem Cashflow und geringer Abhängigkeit von konjunkturellen Schwankungen. Branchen wie Gesundheitswesen, Infrastruktur und Technologie bieten weiterhin langfristige Wachstumschancen, da sie weniger anfällig für wirtschaftliche Zyklen sind und oft über wiederkehrende Einnahmequellen verfügen.
Parallel dazu beobachten Investoren verstärkt Möglichkeiten zur operativen Wertsteigerung, anstatt allein auf die Hebelwirkung günstiger Finanzierungen zu setzen. Während in der Vergangenheit oft rein finanzielle Optimierungen im Vordergrund standen, rücken nun strategische und operative Verbesserungen in den Fokus. Unternehmen werden gezielt weiterentwickelt, indem Prozesse optimiert, neue Märkte erschlossen oder digitale Transformationsprojekte vorangetrieben werden.
Ein weiteres wichtiges Element ist die Haltedauer von Investments. Während Private Equity-Fonds früher oft rasch wieder aus ihren Beteiligungen ausstiegen, sind sie nun gezwungen, längerfristig zu planen. Investoren, die ihre Unternehmen über einen längeren Zeitraum halten und gezielt weiterentwickeln, haben bessere Chancen, auch in einem veränderten Zinsumfeld attraktive Renditen zu erzielen.
Private Equity bleibt spannend – aber mit neuen Prioritäten
Auch wenn sich die Finanzierungsbedingungen verschärft haben, bleibt Private Equity eine der attraktivsten Anlageklassen. Wer sich an die neuen Gegebenheiten anpasst, kann weiterhin lukrative Deals abschliessen. Der Fokus verschiebt sich jedoch von kurzfristiger Finanzoptimierung hin zu solider Unternehmensführung, strategischer Wertschöpfung und selektiven Investitionsentscheidungen.
Die Nordstein AG geht davon aus, dass sich der Private Equity-Markt in der Schweiz anpassen wird, mit einem stärkeren Fokus auf nachhaltige und wertorientierte Investments. Investoren, die sich frühzeitig auf die neuen Marktbedingungen einstellen, werden weiterhin überdurchschnittliche Renditen erzielen – auch in einer Welt, in der Kapital nicht mehr unbegrenzt und günstig zur Verfügung steht.