In den vergangenen Jahren hatte man zeitweise das Gefühl, als ginge es im Beteiligungsgeschäft nur noch um Geschwindigkeit. Wer am lautesten wuchs, das grösste Funding holte oder die meisten Kunden akquirierte, wurde gefeiert – ganz gleich, ob darunter bereits ein funktionierendes Geschäftsmodell stand. 2025 allerdings hat sich die Lage spürbar verändert. Die Investoren, die heute aktiv sind, haben ihr Raster angepasst. Substanz steht wieder im Mittelpunkt – nicht Hochglanz.
Diese Rückbesinnung hat viel mit Realitätssinn zu tun. Viele Beteiligungsmodelle, die einst als disruptiv galten, mussten in den letzten zwei Jahren massive Bewertungsabschläge hinnehmen. Skalierbarkeit allein reicht nicht, wenn Kosten, Prozesse oder Marktlogik nicht hinterherkommen. Der Fokus hat sich verschoben – hin zu Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften, ihre Zielgruppe wirklich verstehen und nicht nur auf Storytelling setzen.
Bei Nordstein erleben wir diesen Wandel hautnah. Die Gespräche mit Investoren sind heute anders als noch vor zwei, drei Jahren. Es geht weniger um den grossen Wurf, sondern um die Frage: Trägt dieses Unternehmen sich selbst – auch ohne permanente Finanzierungsspritzen? Hat es eine belastbare Marge, ein realistisches Verständnis für Wachstum, und ein Management, das mehr kann als Präsentieren?
Natürlich ist Wachstum weiterhin wichtig. Aber es muss organisch sein. Investoren wollen sehen, wie ein Unternehmen mit Komplexität umgeht, wie es mit Rückschlägen arbeitet, und ob es den Mut hat, Prozesse zu verbessern, bevor es skaliert. Kurz gesagt: Es wird wieder mehr gefragt, was unter der Oberfläche passiert – nicht nur, wie schnell das Bild an der Wand wächst.
Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr. Die gestiegene Zinssituation, die geopolitische Unsicherheit, aber auch der zunehmende Druck auf nachhaltige Unternehmensführung haben den Beteiligungsmarkt verändert. Wer investiert, will heute nicht nur eine Exit-Perspektive, sondern auch ein Gefühl dafür, wie ein Unternehmen in schwierigen Phasen reagiert. Die Frage lautet nicht mehr: Wie schnell geht’s hoch? Sondern: Wie stabil bleibt es, wenn’s ruckelt?
Für Unternehmer, die seriös arbeiten und langfristig denken, ist das eine gute Nachricht. Viele von ihnen haben sich in den letzten Jahren gegen zu aggressive Expansionspläne gewehrt – und wurden dafür belächelt. Heute zeigt sich: Genau diese Unternehmen sind attraktiv für Beteiligungen. Sie haben nicht die grössten Zahlen, aber die grösste Standfestigkeit. Und genau das suchen Investoren zunehmend.
Nordstein vermittelt Beteiligungen in genau solchen Konstellationen. Unser Fokus liegt auf Unternehmen, die nicht jeden Trend mitmachen, sondern sich über Substanz, Kompetenz und ein klar definiertes Zielprofil definieren. Das heisst nicht, dass wir Wachstumschancen ignorieren – im Gegenteil. Aber wir glauben daran, dass der beste Zeitpunkt für Skalierung erst dann kommt, wenn das Fundament stimmt.
Dabei beobachten wir auch, wie sich der Dialog zwischen Investoren und Unternehmern verändert hat. Es wird offener gesprochen – über Schwächen, Risiken, aber auch über Grenzen. Investoren sind nicht mehr nur Kapitalgeber, sondern aufmerksame Gesprächspartner. Und Unternehmer wissen, dass es keine Schwäche ist, auch mal eine vorsichtige Entscheidung zu treffen.
2025 könnte deshalb als Wendepunkt in Erinnerung bleiben: Als das Jahr, in dem sich der Private Equity-Markt wieder stärker auf seine Wurzeln besonnen hat. Auf langfristiges Denken. Auf wirtschaftliche Relevanz. Auf ehrliche Renditeerwartungen, die nicht auf Fantasie, sondern auf Realismus beruhen.
Für Nordstein ist das eine Entwicklung, die wir begrüssen. Sie passt zu unserer Haltung, zu unserem Vermittlungsansatz – und zu den Menschen, mit denen wir arbeiten. Wir glauben, dass gute Beteiligungen nicht mit Tempo glänzen, sondern mit Klarheit. Und dass der Wert eines Unternehmens nicht in der Kurve liegt, sondern in der Tiefe.