Eine neue Investorengruppe betritt die Bühne. Menschen im Alter von rund dreissig bis vierzig Jahren, die beruflich angekommen sind, erstmals substanzielle Vermögenswerte aufbauen und gleichzeitig anders denken als die Generationen davor. Ihre Erwartungen an Private Equity und Venture Capital unterscheiden sich deutlich von klassischen Anlegern. Und genau das prägt die Private Markets in der Schweiz stärker, als man auf den ersten Blick sieht.
Diese Generation ist mit Technologie gross geworden. Sie ist es gewohnt, Informationen jederzeit zu erhalten und Entscheidungen selbstbestimmt zu treffen. Ein Investment soll transparent sein und nicht von verschlossenen Strukturen oder unklaren Prozessen bestimmt werden. Private Equity galt lange als ein Bereich, in dem nur grosse Tickets und persönliche Netzwerke Zugang ermöglichten. Doch für viele jüngere Investoren passt dieses Bild nicht mehr in ihr Verständnis von modernen Kapitalmärkten.
Was sie suchen, ist Klarheit. Nicht nur über Renditeerwartungen, sondern auch über Risiken, Kosten und den realen Einfluss eines Investments. Sie wollen wissen, welche Rolle ihr Kapital im Unternehmen spielt. Sie wollen nachvollziehen können, warum ein bestimmtes Geschäftsmodell Wachstumspotenzial hat. Und sie wollen einen Zugang, der nicht den Eindruck erweckt, Private Equity sei ein geschlossener Zirkel. Das bedeutet: weniger Gatekeeping, mehr Information, mehr Struktur, mehr Fairness.
Hinzu kommt, dass diese Generation anders auf Risiko blickt. Sie scheut Risiko nicht, erwartet aber eine Logik dahinter. Venture Capital etwa wird nicht als Lotterie wahrgenommen, sondern als gezielte Wette auf Innovation. Private Equity wiederum als Beteiligung an realen Geschäftsmodellen, die man verstehen möchte, bevor man investiert. Viele wollen nicht mehr in anonyme Fondsstrukturen investieren, sondern bevorzugen Direktinvestments, weil sie dort näher am Geschehen sind.
Ein weiterer Punkt ist die Zeitperspektive. Die Generation 30+ denkt langfristig. Viele haben erlebt, wie volatil öffentliche Märkte sein können. Sie haben gesehen, wie Tech-Aktien massiv schwankten oder wie geopolitische Ereignisse ganze Indizes durchschüttelten. Private Markets wirken dagegen beruhigend. Ein Investment in ein Schweizer KMU oder ein gesundes Scale-up ist für viele attraktiver als die nächste Schwankung an der Börse. Die Stabilität, die Private Equity in der Schweiz bieten kann, entspricht genau dem, was diese Generation sucht.
Interessant ist auch, wie stark Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit eine Rolle spielen. Ein Investment soll nicht nur Rendite erzeugen, sondern auch etwas bewirken. Dabei geht es weniger um reine ESG-Slogans, sondern um reale Wirkung. Ein Medtech Start-up, das Diagnostik verbessert. Ein Cleantech-Unternehmen, das Energie effizienter macht. Ein Schweizer Industrieunternehmen, das mit Beteiligungskapital gesund expandieren kann. Solche Investments fühlen sich für viele junge Anleger richtigen an, weil sie wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen verbinden.
Diese Erwartungen verändern auch Anbieter. Wer heute Private Equity zugänglich machen will, muss anders kommunizieren als früher. Weniger abstrakt, weniger formelhaft, weniger abgehoben. Dafür konkreter, personalisierter und nachvollziehbar. Genau hier findet die Schweiz ihren Vorteil. Sie hat einen Private Markets Sektor, der von Klarheit, Seriosität und realwirtschaftlichem Bezug lebt. Das passt exakt zu dem, was die nächste Investorengeneration verlangt.
Am Ende zeigt sich ein einfaches Muster. Die Generation 30+ will Verantwortung für ihr Vermögen übernehmen. Sie will verstehen, wo es eingesetzt wird. Sie will sich sicher fühlen, nicht im Sinne von risikolos, sondern im Sinne von nachvollziehbar. Und sie will Unternehmen unterstützen, die nicht nur auf dem Papier existieren, sondern echte Wertschöpfung leisten.
Private Equity und Venture Capital passen dazu besser, als manche glauben. Und genau deshalb wird die nächste Generation der Schweizer Anleger diese Anlageklassen nicht nur nutzen, sondern langfristig prägen.
