Das für über ein Jahrzehnt herrschende Niedrigzinsumfeld hat die Beziehung der Anleger zu den Finanzmärkten nachhaltig verändert. Die Covid-19-Pandemie hat ein weiteres getan, indem sie zu einer höheren Volatilität öffentlich gehandelter Investments und damit einem höheren Unsicherheitsfaktor beitrug. Im Zuge dieser Entwicklung ist das Interesse an den privaten Märkten merklich gestiegen, vor allem institutionelle Investoren haben sich hier nach neuen Anlageklassen umgeschaut, um ihre Portfolios besser aufzustellen. Erst im jüngsten Beitrag auf diesem Blog hatte die Nordstein AG über die Erfahrungen aus einer aktuellen Studie berichtet, welche die steigende Bedeutung von Privatmarktanlagen wie Private Equity beleuchtet. Zwei Umfragen von State Street Alpha zeigen, dass sowohl unter Vermögensverwaltern als auch Asset Ownern selbst die Einsicht wächst, dass öffentliche Anlageklassen ihren Aufgaben oft nicht mehr ausreichend gerecht werden und Alterativen aus den privaten Märkten als Ertragsquelle und Diversifizierungsinstrumente gefragt sind.
Allokationen in private Märkte werden weiter steigen
Der zunehmende Bekanntheitsgrad alternativer Investments und das steigende Interesse von vielen Seiten dürfte dafür sorgen, dass in den kommenden Jahren deutlich mehr Kapital in die privaten Märkte fliessen wird. Das Beratungsunternehmen PwC geht in einer Prognose davon aus, dass die Privatmarktbranche bis 2025 um 4,9 Billionen Dollar auf 14,4 Billionen Dollar anwachsen wird. Trotz signifikanter Anstiege für Infrastruktur, Immobilien und Private Debt wird Private Equity in dem PwC-Szenario seine dominierende Rolle in den Privatmarktanlagen beibehalten.
Um die Hintergründe für die wachsende Beliebtheit von Privatmarktanlagen und die Motivation hinter den Allokationen in die privaten Märkte zu erkunden, hat State Street zwei ähnliche Umfragen unter verschiedenen Anlegergruppen durchgeführt. In der ersten wurden die Ansichten von 85 Vermögenseigentümern in Nordamerika und dem aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika bestehenden EMEA-Wirtschaftsraum abgefragt. Die zweite Umfrage wandte sich den Erfahrungen von 85 Vermögensverwaltern in Nordamerika, Europa und Japan zu. Das zentrale Ergebnis fasst die Nordstein AG vorab zusammen: Sowohl Vermögensverwalter als auch -eigentümer wollen ihre Allokationen in Privatmarktanlagen erhöhen. Besonders bei den Anlageprofis werden Private Equity, Private Debt und Infrastruktur künftig einen grösseren Raum im von ihnen verwalteten Vermögensportfolio einnehmen.
Zum Zeitpunkt der Befragung hatten die teilnehmenden Asset Owner im Schnitt 22 Prozent ihrer Portfolios in private Märkte investiert. Für die nächsten drei bis fünf Jahre gehen sie von einem Anstieg dieser Quote auf 28 Prozent aus. In Erwartung dieser steigenden Nachfrage haben die Vermögensverwalter bereits heute einen grösseren Anteil des von ihnen verwalteten Vermögens in den privaten Märkten allokiert: Aktuell machen Privatmarktanlagen rund 30 Prozent des durchschnittlichen Asset-Manager-Portfolios aus, dieser Anteil dürfte nach Einschätzung der Vermögensverwalter in den nächsten drei bis fünf Jahren dank eines sinkenden Engagements an den öffentlichen Finanzmärkten auf 35 Prozent steigen.
Diversifizierungsvorteile und Ertragschancen Hauptgründe für Allokation in Privatmärkte
Was die Motivation für das steigende Engagement an den Privatmärkten angeht, nennen Vermögensverwalter und -eigentümer weitgehend ähnliche Gründe. Dabei treiben zwei Hauptfaktoren das Wachstum in den Privatmarktanlagen an: Beide Anlegergruppen führen Diversifizierungsvorteile und die besseren Renditechancen als wichtigste Beweggründe dafür an, den Anteil von privaten Investments in ihren Portfolios erhöhen zu wollen. Die Vermögensverwalter legen dabei mehr Wert auf die an den privaten Märkten erreichbaren Renditen als die Asset Owner.
Auch die Erfahrungen der Nordstein AG bei der Vermittlung von Private-Equity-Beteiligungen zeigen, dass Anleger den attraktiven Renditeaussichten und dem Diversifizierungsaspekt der Anlageklasse die grösste Bedeutung beimessen.
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