Die erste Jahreshälfte 2023 verlief für das Private-Equity-Geschäft in den USA in vielerlei Hinsicht ähnlich verhalten wie die zweite Hälfte des Jahres 2022: Die Branche hat nach wie vor mit dem hohen Zinsniveau zu kämpfen, welches die Kosten für die Kapitalaufnahme für fremdfinanzierte Übernahmen in die Höhe getrieben hat. Vor allem im Hinblick auf den Transaktionswert lagen die Aktivitäten um fast 50 Prozent unter dem Höchststand aus dem 4. Quartal 2021. Doch die Nordstein AG verweist auf Zahlen des Datendienstleisters PitchBook, die eine Trendwende ankündigen könnten: Bei den Exits machte die Private-Equity-Branche deutlich bessere Erfahrungen und erlebte im zweiten Quartal 2023 einen signifikanten Aufschwung.
Ende der Abwärtsbewegung bei den Exits?
Die Privatmärkte haben sich über die vergangenen Jahre einer beispiellosen Erfolgsserie erfreut, während der sie dank des günstigen wirtschaftlichen Umfelds Rekordsummen an Investorengeldern anziehen konnten. Selbst die Pandemie konnte das Interesse der Anleger an alternativen Anlagen nur kurzzeitig dämpfen, sodass die Private-Equity-Aktivitäten bereits ab der zweiten Hälfte des Jahres 2020 wieder florierten. So stellte die Branche 2021 weltweit neue Rekorde auf, in den USA beispielsweise wuchs das Transaktionsvolumen um 86,6 Prozent auf 1,3 Billionen Dollar, die Zahl der Abschlüsse stieg um 53,1 Prozent auf 9.286.
Doch die steigende Inflation und die daraus resultierenden Zinserhöhungen erreichten gegen Ende des Jahres 2021 auch die Privatmärkte. Während die Transaktionen gegenüber den vorherigen Höchstständen etwas weniger wurden, gingen vor allem die Exit-Zahlen zurück: Seit dem dritten Quartal 2021 stagnierte oder sank der Ausstiegswert in sieben aufeinanderfolgenden Quartalen. Dieser Entwicklung hat das zweite Quartal 2023 nunmehr ein mögliches Ende gesetzt: Der Exit-Wert stieg gegenüber dem Vorquartal um 66,9 Prozent und erreichte ein Gesamtvolumen von 87,3 Mrd. US-Dollar. Das macht das zweite Quartal im Hinblick auf den Ausstiegswert zum ersten Wachstumsquartal der letzten zwölf Monate. Insgesamt kam es zu einem Ausstieg von 289 Private-Equity-gestützten Unternehmen.
Aus Sicht der Nordstein AG bedeuten die Erfahrungen des zweiten Vierteljahres ein positives Signal für eine mögliche Erholung des Private-Equity-Marktes in den Vereinigten Staaten.
Dealzahl liegt über Vorpandemiewerten
Ansonsten hat sich das Private-Equity-Geschäft in den USA im zweiten Quartal eher uneinheitlich entwickelt: Während die Zahl der Abschlüsse leicht anstieg, ging der Transaktionswert gegenüber dem ersten Quartal um 15,8 Prozent zurück. Insgesamt sind die Aktivitäten laut PitchBook in vier der letzten sechs Quartale zurückgegangen und müssen sich noch stabilisieren. So ist die Zahl der Transaktion seit dem Höchststand im vierten Quartal 2021 um 24,0 Prozent geschrumpft, das Abschlussvolumen liegt sogar um 49,2 Prozent unter dem Spitzenwert aus 2021.
Wie die Nordstein AG hervorhebt, müssen die Rückgänge jedoch in einem grösseren Gesamtkontext gesehen werden. Denn gemessen an den Zeiten vor Covid-19 laufen die Private-Equity-Geschäfte gut: Die Anzahl der Deals übertrifft die damaligen Zahlen um 56,3 Prozent, und auch der Transaktionswert liegt leicht über dem Vorpandemieniveau.
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