Die europäische Geldpolitik wirkt sich seit geraumer Zeit auch auf die hiesigen Private-Equity-Geschäfte aus. Denn die steigenden Zinsen verteuern die Aufnahme von Fremdkapital für Übernahmen und erschweren somit vor allem den Abschluss grosser Deals. Das sorgt mittlerweile für eine Umgewichtung auf dem Private-Equity-Markt in Europa. Die Nordstein AG stellt die Erfahrungen des bisherigen Jahres vor.
Bolt-on-Akquisitionen machen Grossteil der PE-Übernahmen in Europa aus
Das geänderte Zinsumfeld bleibt nicht ohne Wirkung auf die Private-Equity-Aktivitäten: Die rasant gestiegenen Finanzierungskosten geben den Investoren Anlass, grössere Transaktionen zu meiden und stattessen zunehmend mehr kleinere Deals abzuschliessen. Dies spiegelt sich in den aktuellen Zahlen von PitchBook wider: In den ersten neun Monaten des Jahres haben Bolt-on-Akquisitionen den grössten Anteil am Wert und Volumen von PE-Übernahmen in Europa ausgemacht. Bis zum Stichtag 28. September 2023 wurden 2.228 Bolt-on-Transaktionen im Gesamtwert von 225,8 Milliarden Euro erfasst. Das entspricht 67,4 Prozent der in Europa getätigten Buyouts und 55 Prozent des Transaktionsvolumens.
Damit haben die Bolt-ons zwar noch nicht die Zahlen des Vorjahres erreicht, ihren Anteil vor allem an dem Gesamtwert der Buyouts aber bereits deutlich steigern können. 2021 kam es in Europa zu 3.857 Bolt-on-Akquisitionen im Wert von 282,6 Milliarden Euro – das kam 67,3 Prozent der Buyout-Deals und 42,5 Prozent des Gesamtwerts aller PE-Übernahmen gleich.
Bolt-ons machen also mittlerweile einen Grossteil der Buyout-Transaktionen in Europa aus und dominieren damit den hiesigen Private-Equity-Markt. Doch was genau sind Bolt-on-Akquisitionen? Die Nordstein AG erläutert die besondere Transaktionsart, der PE-Investoren nach den jüngsten Erfahrungen mit den steigenden Zinsen nunmehr den Vorzug geben.
Bolt-on-Akquisitionen kurz erklärt
Als Bolt-on-Akquisition wird der Kauf eines kleineren Unternehmens durch ein grösseres aus derselben Branche bezeichnet. Dabei handelt es sich um Übernahmen, von denen sich der Käufer in der Regel einen strategischen Vorteil verspricht. Bei einem vergleichsweise niedrigen Investitionsvolumen soll ein Bolt-on das Käuferunternehmen beispielsweise dabei unterstützen, sein Produktportfolio zu erweitern, neue Kundenkreise zu erschliessen, seine Marktposition und -reichweite auszubauen oder seinen Kundendienst zu verbessern.
Wie die Nordstein AG erläutert, handelt es sich bei dem grösseren Unternehmen einer Bolt-on-Transaktion in der Private-Equity-Branche erfahrungsgemäss um ein PE-finanziertes Unternehmen. Dieses dient als sogenanntes Plattformunternehmen, dem kleinere Unternehmen hinzugefügt werden. Das Plattformunternehmen verfügt über die notwendige Marktposition und Managementkompetenzen, um übernommene Unternehmen in die eigene Infrastruktur zu integrieren und so eine schnellere Expansion in den Markt zu ermöglichen. Für die Bolt-on-Akquisitionen werden vor allem Unternehmen gesucht, die komplementäre Dienstleistungen oder Technologien bieten oder eine Erhöhung der geografischen Reichweite ermöglichen.
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